Minimalismus bei der Arbeit – mehr Fokus auf das wesentliche

Das Thema Minimalismus ist sehr populär in den letzten Jahren geworden. Die Bücher und Sendungen von Marie Kondo haben uns über die Corona-Zeit begleitet und viele von uns haben sich von einer Menge Dinge und Krimskrams befreit. Ich selbst auch – regelmäßig und bin immer wieder erstaunt, wie viel Zeug noch immer da ist, obwohl ich nicht gerne shoppe. 

Während Marie Kondos Minimalismus sich auf die Frage “macht es dir Freude” reduziert (und das ist sehr effizient), so definiert das Duo The Minimalists den Minimalismus mit “sehr wenige Dinge haben und wenig Platz einnehmen”. Für mich selbst sehe ich Minimalismus so, dass man wirklich am Ende nur das besitzt, was man auch nutzt und benötigt. Es begründet in meinen Augen damit nicht nur eine Kultur des “wenig Habens”, sondern auch, dass wir als Gesellschaft dorthin zurückgehen, worin wir gut sind und was uns vom Kapitalismus entfernt  Ich bin keine Anti-Kapitalistin, ich glaube, man muss das System allerdings wieder vermenschlichen)

Minimalismus ist für mich u.a der Weg zu einer Sharing-Economy, die es uns  ermöglicht nicht nur miteinander wieder mehr zu kommunizieren, uns mehr als Mit-Menschen zu erfahren, sondern außerdem unseren Einfluss auf die Umwelt stark verändern kann. An dem Tag, wo wir (wieder) verstehen, dass nicht jeder ein Auto, einen Hammer, einen Mäher, etc. braucht und merken, dass unser Selbstwert nicht von diesen Dingen abhängt, werden wir einen großen Shift machen – dessen bin ich überzeugt.

Aber warum eigentlich minimalistisch arbeiten?

“Busy bee” – so habe ich mich auch viele Jahre am liebsten gesehen. 12 Stunden im Büro, abends noch netzwerken, am nächsten Tag wieder um 7 Uhr am Computer sitzen und durcharbeiten. Meine Mutter nennt es liebevoll “roboti roboti”. 

Was einige Jahre gut ging, ist mir irgendwann auf den Kopf gefallen und hat die Frage aufgeworfen: “Was mache ich da eigentlich?”. 

Den ganzen Tag beschäftigt zu sein, verhindert Kreativität und ist nicht nachhaltig umsetzbar.  Langfristig verlieren wir unsere Kreativität und den Überblick in unserer Arbeit, aber auch in unserem Leben. 

Wenn wir das Gehirn zwingen, sich ständig auf Details zu fokussieren, wird die rechte Gehirnhälfte aktiviert und die linke komplett abgeschottet. Sodass wir den Blick für das große Ganze verlieren. Dieses “in der rechten Gehirnhälfte verharren” verursacht in uns noch mehr Stress, weil wir ständig von einer wichtigen Deadline zur nächsten springen. Unser Kopf ist ständig alarmiert und unser Körper mit dazu – the road to burn-Out.

Nicht ohne Grund haben sich Menschen wie Einstein, Steve Jobs, Bill Gates & Co auch bewusst Zeiten eingeplant, in denen sie der Ruhe Platz machen. Das wirkt sich massiv auf unser Denken und unsere Kreativität aus. 

Wer jeden Tag meditiert, merkt nach spätestens 3 Wochen, dass sich seine Kreativität massiv verändert. “In der Ruhe liegt die Kraft” ist zwar ein furchtbar langweiliger Kalenderspruch, aber er ist auch wahr. (Und weil ich einen für mich etwas verstörenden Artikel darüber gelesen habe: Nein, meditieren heißt nicht, die Gedanken wegzudrücken, sondern die Gedanken anzusehen und vorbeiziehen zu lassen. Alles andere macht nur mehr Stress. Du sollst nicht “Nicht-denken”, du sollst deine Gedanken “kontemplieren*” und lernen nicht auf sie sofort zu re-agieren.) 

Wer jetzt, wie ich, innerlich aufgeben mag, weil sie sich denkt “Wie soll das alles gehen? “ Es geht nicht darum, ständig in Ruhe zu leben – man benötigt auch Aufregung & Action im Leben. Es geht darum, dass die Ruhe immer wieder als Ort aufgesucht werden soll, um dem Gehirn Raum zu geben und deine linke Gehirnhälfte aktiv werden zu lassen.

Minimalistischer Arbeitsplatz

Wer nach Marie Kondos System bei sich Zuhause ausgemistet hat, weiß es schon: es tut so gut! So ist es auch am Arbeitsplatz. Alles was nicht nutzt, inspiriert oder dich nur ablenkt, solltest du einfach entfernen. Dein Arbeitsplatz soll dir Spaß machen und dich nicht einengen oder dir das Gefühl geben, ständig an etwas anderes denken zu müssen. 

Ich persönlich liebe es ganz clean. Pflanzen dürfen natürlich nicht fehlen. 

Natürlich sieht es während des Tages auch mal chaotisch aus, aber ich bemühe mich den Schreibtisch immer clean zu halten, um möglichst fokussiert zu bleiben.

Minimalistische Arbeitsprozesse

Es gibt nicht für alles eine App,du brauchst definitiv nicht jedes Tool und musst nicht überall präsent sein. Nur weil das Internet ständig beschäftigt ist, musst du es nicht auch. 

Du benötigst wahrscheinlich eine Menge der Apps, Abos, Accounts, die du hast, gar nicht. Auch wirst du die vielen Newsletter, die du bekommst, nicht benötigen ( außer meinen natürlich – hier gleich mal Werbung – Scherz beiseite, aber wenn du dich nicht abmelden möchtest, nutze doch Feedly oder ::::::::, um dich nicht überrollen zu lassen.

Du musst nicht überall sein, du musst den Likes, den Followern und Co. nicht zu viel Bedeutung geben. Du kannst einfach dort sein, wo du sein möchtest. Über das Device, dass du sein möchtest. Ich z.B. habe Twitter auf meinem Smartphone gelöscht und nutze es wenn dann nur am Computer über Franz (gutes Tool ;)).

Und ja, du kannst natürlich auch die Tools nutzen, die für dich die richtigen sind. Du musst auch nicht alles ausprobieren (so wie ich) und du musst dir auch nicht so viel Arbeit mit neuen Tools machen.

Ich kann hier Notion nur empfehlen. Es kann so gut wie alles und kostet so gut wie nichts. Was die beste Überleitung zum nächsten Thema ist. 

Minimalistische Finanzen

Das bedeutet nicht, dass du auf Geld verzichten, mittellos werden oder nun Hunger leiden sollst. 

Minimalismus in Zusammenhang mit Finanzen bedeutet, mit deinem Geld bewusst umzugehen. 

Minimalistisch zu leben führt nicht unbedingt dazu weniger Geld auszugeben. Es bedeutet, sich die eigenen Ausgaben bewusster zu machen. Das kann dazu führen, dass du mehr in neue Erfahrungen investierst, als in Kleidung. Oder dich dafür entscheidest, eine Ausbildung zu machen, statt um die Welt zu reisen (oder beides gleichzeitig zu machen, mit wenig Gepäck 😉 ) 

Auch Tools & Software, die ich bezahle aber nicht nutze und die vielleicht gar nicht so notwendig sind, zählen für mich dazu. Schaue dir genau an, wo dein Geld hingeht. 

Beim bewussten Umgang mit Finanzen geht es natürlich auch um die Frage, wie du dein Geld clever investiert. Wenn du dich mit deinen Finanzen auseinandersetzt, auch mit Sparplänen, Investments etc., wirst du schnell zur Entscheidung gelangen, dich über die Unternehmen, in die du investiert, genauer zu informieren. 

Und womöglich wird dich der Prozess zur Entscheidung führen, ob du ganz oder einen Teil deines Investments auch in nachhaltige Produkte investierst, usw. 

Bewusst mit meinen Finanzen umzugehen, erlebe ich als sehr befreiend. 

Kürzer Arbeiten & Pausen machen 

Die schon vorher erwähnte “busy Bee” hat oft ein Problem: Sie definiert ihren Selbstwert über die Arbeit. Das habe ich auch viele Jahre gemacht und wahrscheinlich mache ich es noch immer, wenn ich mal wieder unachtsam bin und mir die Zeit davonrennt. 

Das Problem ist nicht, dass man lange arbeitet. Das Problem ist eher, womit man seine Zeit verbringt oder wie man seinen Arbeitsalltag mit To-Do’s zumüllt, die man gar nicht schaffen kann oder irgendwann gar nicht mehr schaffen will. Letzteres erkennt man dann auch vor lauter Arbeit gar nicht mehr.

Studien belegen, dass wir maximal 4 Stunden am Tag konzentriert arbeiten können. Menschen wie Charles Darwin, Charles Dickens, Henri Poincaré und Ingmar Bergman stellen für uns Menschen dar, die “Superhumans” sein müssen. Die Wahrheit ist, dass wenn man sich ihre Tagespläne ansieht, sie tatsächlichmaximal ein paar Stunden fokussiert arbeiteten. Den Rest ihrer Zeit haben sie geschlafen, sind auf Berge gegangen, haben sich mit Freunden getroffen, haben ihren Garten gepflegt, usw. Du hast sicher schon mal den Spruch von Ericsson gehört “Du brauchst 10.000 Stunden Übung, um Weltklasse zu werden”. 

Was mir hier wichtig ist zu ergänzen:

Du brauchst bewusste Pausen und du benötigst guten Schlaf. Laut dem Buch von Alex Soojung.Pang wird man weltklasse in etwas nach: 10.0000 Stunden Übung, 12.5000 bewussten Pausen und 30.000 Stunden Schlaf. Also es dauert seine Zeit – Statt nun in die Hustle-Culture zu kippen (allein diese Wort!) solltest du während du das alles machst, lieber das Leben genießen. 

Was ich damit sagen will: Es bringt nichts, wenn du einfach drauflos anreitest und nur busy-bee bist, um Exzellenz zu erlangen. Aus diesem Grund: Gehe dein Tempo, übe, raste, mache das, was du liebst. 

Du fragst dich gerade, wie das in deinem Beruf gehen soll? Das habe ich auch mal und ich implementiere immer wieder neue Dinge. Seit längerem habe ich meinen Arbeitsalltag jedoch komplett verändert.

So setze ich es um

  • Ich nutze die Pomodoro-Technik und arbeite max. 4 Stunden konzentriert am Tag – immer vormittags, weil es gut zu meinem Tagesablauf passt
  • Den Rest des Tages nutze ich für Content oder Recherche
  • Ich achte extrem auf meinen derzeitigen geistigen Zustand (an manchen Tagen gehts einfach nicht so gut) und plane meine Aufgaben um, wenn es sein muss 
  • Meine To-do-Liste hat maximal 4 To-dos am Tag, die ich wirklich machen muss

Arbeit ist wichtig und wer eine erfüllende Arbeit hat, ist wirklich schwer im Vorteil. Lass dich aber von der Arbeit nicht auffressen, manche Arbeit ist einfach nur Arbeit und vor allem: Don’t take the road zu Hustlenation.

Als jemand, der am Burn-out nur mit viel Mühe vorbeigeschlittert ist, kann ich sagen: Es zahlt sich schon das Vorbeischlittern nicht aus.

Mache mehr Platz in deinem Leben für “Leerzeiten”, in denen du einfach deine Gedanken schweifen lässt. Raste, mache Dinge, die dein Herz nähren und nimm dir Zeit zu reflektieren.

Das wird deinem Gehirn ermöglichen, dir viele Antworten auf deine Fragen zu geben, dir dabei helfen den Überblick nicht zu verlieren und dein Blick und Herz weit zu öffnen, sodass du die Abzweigungen auf deinem Weg nicht übersehen kannst.

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