Creator & Influencer – so setzt du deine Preise fest
Im Zuge meiner Beratungen höre ich öfter, dass Creators und Influencer gerade bei der ersten Kooperations- oder Auftrags-Anfrage häufig das Problem haben, die richtigen Preise zu definieren. Dabei ist die richtige Preissetzung ein entscheidender Faktor, wenn man mit seinem Creator Business langfristig erfolgreich sein will und damit auch Geld verdienen möchte. Wie du das am besten machst und welche Faktoren du berücksichtigen solltest, findest du in diesem Beitrag.
Wie legt man als Content Creator seine Preise fest? Was musst du in deiner Preiskalkulation berücksichtigen?
Zunächst einmal solltest du dir bewusst machen, dass deine Preise nicht nur von deinem eigenen Aufwand abhängen. Vielmehr spielen auch Faktoren wie Reichweite, Engagement-Rate und Branche eine wichtige Rolle bei der Preisbildung. Um herauszufinden, welche Preise in deiner Branche üblich sind, empfiehlt es sich daher immer einen Blick auf die Konkurrenz zu werfen. Wie viel verlangen andere Influencer oder Creators mit ähnlicher Reichweite für vergleichbare Leistungen? Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten: Nicht alle Influencer haben dieselben Zielgruppen oder bieten dieselben Dienstleistungen an – deshalb sollten die Vergleichspreise stets kritisch hinterfragt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Festlegung von Preisen ist das eigene Selbstbewusstsein. Es kann schwierig sein, den eigenen Wert richtig einzuschätzen und dementsprechend angemessene Honorare zu fordern. Doch gerade hier gilt: Wer seine Arbeit wertschätzt und selbstbewusst auftritt, wird auch entsprechende Entlohnung erhalten.
Neben diesen generellen Überlegungen gibt es noch einige konkrete Faktoren, die in jede Kalkulation einfließen sollten:
Woraus setzen sich konkret meine Preise zusammen?
- Arbeitsaufwand
Wie viel Zeit benötigt man für eine bestimmte Aufgabe (z.B. Erstellung eines Instagram-Posts)? Welche Vorarbeit muss geleistet werden?
Grundsätzlich gibt es mehrerer Möglichkeiten, seine Preise, als Creator / Influencer festzulegen:
- Stundenpreise – Abrechnung nach Zeitaufwand
- Fixpreise für Pakete
- Grundpreis + variable leistungsabhängige Bezahlung
In meinen Augen ist die Variante 2 oder 3 die, für die du dich entscheiden solltest. Wenn du deine Preise nach Aufwand verrechnest, arbeitest du nicht als Solopreneurin und kannst nur deine knappe Zeit verrechnen. Deine Zeit ist endlich und so auch dein Umsatz.
Mit Paketen oder variablen Anteilen deiner Preisgestaltung, ist das anders. Wie lang du für etwas benötigst, ist da zweitrangig. Wichtiger ist bei dieser Preisfestlegung, wie viel Erfahrung du mitbringst, wie viel deine Arbeit wert ist und was für ein Vorteil du deinem Kunden durch deine Arbeit verschaffst.
Trotzdem macht es auch hier Sinn über einen Stundensatz auf eine Zahl zu kommen. Dein Stundensatz ist dabei individuell zu berechnen. Dabei gibt es zwei Wege, die du gehen solltest:
Was musst du mindestens verdienen?
Hier geht es um eine einfache Rechnung. Wie viel Zeit steht dir zur Verfügung im Jahr, welchen Nettogehalt möchtest du dir auszahlen und welche Kosten trägst du? Um dir hier klar zu werden, gibt es einen einfachen Rechner der Wirtschaftskammer Österreich . So bekommst du eine Idee, was du auf jeden Fall im Jahr verdienen musst. Auch wenn alles sehr knapp berechnest, wirst du auf einen Stundensatz von mindesten €55 (+ Erfahrung + mehr Nettogehalt) kommen.
Was werden in deiner Branche für Stundensätze aufgerufen.
Jede Branche und jede Expertin hat andere Stundensätze. Je nach Erfahrung und Wissen kann dein Stundensatz variieren. Siehe dir an, was deine Konkurrenz verlangt. Das hilft dir, deinen eigenen Stundensatz zu definieren.
Stelle dir Fragen wie:
- Was ist meine Arbeit wert?
- Was ist meine Arbeit für den Kunden wert?
- Wie viel möchte ich gerne monatlich verdienen?
- Wie viele Kooperationen benötige ich dafür?
- Wie viel wäre ich bereit, für meine Arbeit zu bezahlen?
- Welcher Aufwand ist mit meiner Arbeit verbunden? (z.B.: Muss ist vielleicht irgendwo hinfahren, um Fotos zu machen?)
Sobald du da eine erste Zahl hast, kannst du daran anknüpfen. Wenn du deine Content Creation gut überwachst oder z. B. mit der Pomodoro Technik arbeitest, weißt du, wie lange du für deine Inhalte benötigts. Aber Achtung: Nur weil du noch nicht viel Erfahrung hast und deswegen für z.B. ein 10. Minuten Talking Head YouTube Video 10 Stunden benötigst, solltest du dann nicht 10 Stunden ansetzen – das wird keiner bezahlen. Überlege dir, wie schnell du die Sachen machen kannst, sobald du optimiert arbeiten kannst. In meinem Fall sind das z.B. für ein 10 Minuten YouTube Video inklusive allem zwischen 3 und 4 Stunden.
2. Leistungsabhängige Komponenten: Wie viele Menschen erreichst du mit deinen Inhalten?
Reichweite
Auf diesem Grundpreis fügst du dann unter anderem den Preis deiner Reichweite hinzu. Je nachdem entweder eine potenzielle Reichweite (also die Anzahl deiner Follower) oder die tatsächliche Reichweite, die du nach X Tagen erreicht hast. Letzteres gehört zu der leistungsabhängigen Bezahlung.
Du kannst z.B. auch mit einem klassischen TKP (Tausend Kontakt Preis) Beispiel für TKP:
- Instagram €25
- YouTube €45
- E-Mail Kontakte €100
Interaktionsrate / Engagement: Wie viele Menschen interagieren mit dem Content?
Eine Möglichkeit ist ach statt einer Reichweite ein Preis pro Engagement z u definieren. Diese Kennzahl wird zwar meistens vom Unternehmen genutzt, um Influencer zu vergleichen, aber es könnte auch eine Möglichkeit sein, um deine Preise zu definieren und damit eine variable Komponente in deine Preisgestaltung einzubringen. Je mehr Engagement (Likes, Shares, Speicherungen) ein Post hat, desto mehr Geld bekommst du. Das ist eine vielversprechende Möglichkeit deinem Kunden zu zeigen, dass du auch wirklich alles dazu machen wirst, dass dein Inhalt von möglichst vielen Menschen gesehen wird und für diese relevant ist. CPE Preise sind laut verschiedenen Statistiken zwischen €0,25 – €2 – du kannst dir bei deiner Engagement-Rate ausrechnen, wie viel du mit diesem Preismodell verdienen kannst. Je weniger Follower und enger die Zielgruppe, desto höher ist der Preis, und die Engagement-Rate.
3. Nutzungsrechte: In welchem Umfang darf das Unternehmen dein erstelltes Material nutzen? Nur einmalig oder unbegrenzt?
Erstellst du Inhalte für ein Unternehmen ist die, Frage wie sie diese noch zusätzlich nutzen wollen und wie lange sie diese Inhalte nutzen möchten. Diese Kosten solltest du auf jeden Fall mitbedenken und nachfragen. Ein Beispiel, wie du Nutzungsrechte errechnen kannst, findest du hier: Rechner Z.B. schlägt der Rechner vor für ein Foto, welches auf Social Media für ein Jahr genutzt wird, €600 zu verlangen als Nutzungsrechte. Für die weltweite Nutzung €1.500. Wie viel du verlangst, setzt du selbst fest.
4. Exklusivität: Wird erwartet, dass du dich exklusive an das Unternehmen bindest oder darfst du weiterhin für andere Auftraggeber arbeiten?
Sollst du über eine Software berichten und dann die Konkurrenz nicht erwähnen? Sollst du längere Zeit auf deinen Kanälen nur dieses Produkt zeigen und kein konkurrierendes Produkt präsentieren? Dann möchte das Unternehmen ein Exklusivrecht. Das solltest dir genau überlegen und wenn du es machen möchtest auch natürlich abgelegten lassen. Wie viel das kostet, musst du entscheiden und hängt ab, wie attraktiv du als Creator / Influencer für die Branche bist. Je nachdem kann das ein Aufschlag von 50%, 100% , 200% oder mehr bedeuten. Wichtig ist, dass du dich gleich stellst, als ob du eben den anderen Anfragen der Konkurrenz auch zusagen würdest und dir kein Geschäft flöten geht.
5. Zielgruppe: Wie relevant ist deine Zielgruppe für das Unternehmen? Je spezifischer und passender, desto höher kann dein Preis ausfallen.
Je besser du deine Zielgruppe erreichst, desto mehr kannst du auch verlangen. Vor allem, wenn du eine Zielgruppe erreichst, die normalerweise schwierig für Unternehmen anzusprechen ist, kannst du um einiges mehr verlangen als andere. So kannst du mehr verlangen, wenn z.B. wenn du aufgrund deiner Inhalte Ärzte gut erreichen kannst oder Selbstständige, als wenn deine Zielgruppe einige weniger kaufkräftige Bohemians sind. Lerne deine Zielgruppe gut kennen, um sie für deine Kunden auch wirklich gezielt zu erreichen, und schnelle Ergebnisse liefern zu können.
6. Affiliate-Links: Bekomme Geld, wenn du etwas verkaufst oder ein Ziel erreichst
Ein Teil deiner Bezahlung kannst du natürlich auch mit Affiliate-Links ausmachen. Vor allem, wenn die Produkte im höheren Preissegment sind oder das Produkt perfekt für deine Zielgruppe passt, kann sich das gut auszahlen. Ich habe Affiliate-Partnerschaften, bei denen ich zwischen €25-€800 pro Conversion verdienen und das funktioniert, wenn man die richtige Zielgruppe anspricht, richtig gut. Wichtig ist aber hier, dass dir klar ist, ob deine Zielgruppe das Produkt auch wirklich benötigt.
Wenn all diese Faktoren berücksichtigt werden, steht einer erfolgreichen Preissetzung nichts mehr im Weg. Wichtig ist jedoch auch hier immer eine gewisse Flexibilität – je nach Projekt und Kunde können die Preise variieren. Doch mit der richtigen Strategie wird es dir gelingen, langfristig erfolgreich zu sein und angemessene Honorare zu erzielen.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass du wahrscheinlich dich am Anfang an diese Sache herantasten wirst müssen. Je nach Medium und Content-Art wirst du verschiedene Preise erzielen können. Probiere es einfach aus. Lasse dich aber nie von einem Unternehmen preislich unter Druck setzen und vor allem verkaufe dich nicht unter Wert. Es mag schon sein, dass es jemanden gibt, der die Dinge billiger anbietet, allerdings ergibt es keinen Sinn deswegen die eigene Preisfindung über Bord zu werfen.
Bleibe dir treu.

Noch was: Klare Regeln bei Rabatten
Besonders bei bekannten Unternehmen neigen wir als Selbstständige dazu, Rabatte und Vergünstigungen auf ihre Dienstleistungen anzubieten, damit diese mit ihren zusammenarbeiten. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, vergünstigte Angebote zu machen, wenn man selbst gerne mit ihnen zusammenarbeiten möchte. Auch bei einer langfristigen Zusammenarbeit ist es üblich, die Kosten zu senken, da es sich hier um einen Dauerauftrag handelt, da man davon auch selbst profitiert.
Trotzdem solltest du dir klare Regeln aufstellen, wie du mit Rabatten umgehst und wie du diese verteilst. Ansonsten kann es passieren, dass du deine Rabatte willkürlich wählst und am Ende nicht das verlangst, was du eigentlich möchtest.
Wichtig: Weise in deinen Angeboten und Rechnungen die Rabatte immer aus. Ganz egal, ob es Freunde sind oder man unbedingt mit jemandem arbeiten möchte. Deinem gegenüber soll immer klar sein auf was du verzichtet hast und wie deine üblichen Preise sind.
Anpassen, anpassen, anpassen
Nicht jeder Creator kann vom ersten Tag an 500 € für einen Blogbeitrag verlangen. Genauso wie jemand, der seit Jahren erfolgreich auf Instagram ist, einen Post für 50 € mehr teilt. Deshalb ist es wichtig, dich regelmäßig zu reflektieren, ob sich deine Preise vielleicht geändert haben und du sie anpassen musst. Das kann eine Erhöhung sein, aber genauso gut auch mal eine Preisnivellierung nach unten werden oder gar eine Veränderung bei deinen angebotenen Leistungen. Bleib dran und passe deine Preise immer wieder an.
Du entscheidest, was deine Arbeit wert ist.
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